Mit Prompt Design mehr aus KI-Lösungen herausholen
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Der Begriff „Prompt“ bezeichnet im Kern nichts anderes als eine Aufforderung, eine Eingabe zu tätigen. Mit dem Aufkommen von KI-Tools wie ChatGPT hat der Begriff jedoch eine spezifischere Bedeutung erhalten: Er steht für die Art und Weise, wie wir Künstliche Intelligenz anweisen, eine Aufgabe zu lösen oder eine Antwort zu liefern.
Prompts können dabei unterschiedlichste Formen annehmen. Jedes Medium kann als „Prompt“ dienen, um von der KI ein gewünschtes Ergebnis zu erhalten.
Probleme von Prompt Design
Die Vielfalt der Möglichkeiten eröffnet viele Chancen, bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Je mehr Zeit wir in die Optimierung eines Prompts investieren, desto deutlicher stellt sich die Frage: Wann wird der Einsatz von KI wirklich zum „Game Changer“ – und wann verlieren wir uns in endlosem Experimentieren, nur um den „perfekten“ Prompt zu finden?
Es kann passieren, dass wir so viel Zeit auf die Formulierung verwenden, dass die Aufgabe am Ende mehr Aufwand verursacht, als sie selbst zu erledigen.
Im Arbeitsalltag sollte KI vor allem eines sein: ein Werkzeug zur Arbeitserleichterung. Die Erstellung eines Prompts soll Aufwand reduzieren und nicht verschieben.
Wie entwickelt man effizientes Prompt Design?
Deshalb ist es entscheidend, ein grundlegendes Verständnis für gutes Prompt Design zu entwickeln: Wie formuliert man Eingaben effizient, um schnell und präzise ans Ziel zu gelangen?
Allerdings gilt: Es gibt keine universellen Rezepte, denn jede Aufgabe ist anders. Experimentieren gehört zur Arbeit mit KI dazu. Dennoch gibt es hilfreiche Prinzipien und Tipps, die den Prozess erleichtern. Dabei gilt immer der Leitsatz: „Garbage in, garbage out“ – die Qualität der Eingabe bestimmt die Qualität des Ergebnisses.
Grundsätze für effektives Prompt Design mit Beispielen
1. Welches KI-Modell passt zu meiner Aufgabe?
Bevor du dich mit dem eigentlichen Prompt-Design beschäftigst, solltest du überlegen, welche Aufgabe du lösen möchtest. Möchtest du einen Text verfassen, ein Bild generieren, Hilfe beim Programmieren erhalten oder eine Idee brainstormen? Nur wenn das Werkzeug zur Aufgabe passt, erhältst du ein gutes Ergebnis. Hier ein Überblick über einige Modelle und ihre Schwerpunkte, die ich aktuell nutze:
- Text: ChatGPT (z. B. für Blogartikel, Zusammenfassungen oder kreative Texte)
- Code: Claude (z. B. zum Debuggen oder Schreiben von Code)
- Bilder: Flux von Black Forest Labs (z. B. für Illustrationen oder kreative Konzepte)
- Suche: Perplexity (z. B. für gezielte Informationen)
- Ideenfindung: ChatGPT (z. B. für Brainstorming oder Konzeptentwicklung)
2. Zero Shot, One Shot und Few Shot Prompting
Diese Begriffe beschreiben Methoden des Prompt Designs und beziehen sich darauf, wie viele Beispiele du dem Modell vorgibst:
• Zero Shot: Du stellst eine direkte Frage, ohne Beispiele anzugeben.
Beispiel: „Erstelle eine Liste mit fünf Tipps zur Produktivitätssteigerung.“
• One Shot: Du gibst ein Beispiel vor, um das gewünschte Format zu zeigen.
Beispiel: „Erstelle eine Liste mit fünf Tipps zur Produktivitätssteigerung. Beispiel: 1. Plane deinen Tag am Abend vorher.“
• Few Shot: Du gibst mehrere Beispiele an, um das gewünschte Format noch präziser zu zeigen.
Beispiel: „Erstelle eine Liste mit fünf Tipps zur Produktivitätssteigerung. Beispiel:
i. Plane deinen Tag am Abend vorher.
ii. Nutze Zeitblöcke, um fokussiert zu arbeiten.“
3. Verschiedene Eingabearten
Je nach Aufgabe kannst du verschiedene Eingabetypen verwenden. Du kannst
• eine Frage stellen – „Was ist der Unterschied zwischen Zero Shot und Few Shot Prompts?"
• eine Aufgabe formulieren – „Schreibe eine Zusammenfassung über den Klimawandel.“
• Entitäten bilden, indem du z. B. Sätze oder Texte nach ihrer Stimmung einordnest – „Klassifiziere diese Sätze nach ihrer Stimmung: ‚Ich liebe es.‘, ‚Das gefällt mir nicht.‘ plus ### [Beispielsätze]“
• die KI deinen Text beenden lassen – „Hier ist der Beginn einer Geschichte: ‚Es war ein dunkler und stürmischer Abend…‘. Vervollständige die Geschichte und lasse das Ende offen.”
4. Follow-Up Prompts
Unzufrieden mit dem Ergebnis? Nutze den bestehenden Chatverlauf, bevor du ein neues Gespräch beginnst. Ein großer Vorteil von ChatGPT & Co. ist, dass der gesamte Chatverlauf als Kontext genutzt wird. So kannst du die Ergebnisse verfeinern oder sie aus einer anderen Perspektive betrachten lassen. Manchmal lohnt es sich auch, einen älteren Chat noch einmal zu öffnen – besonders dann, wenn die neue Aufgabe in ein ähnliches Themengebiet fällt.
Beispiel: Erste Eingabe: „Erstelle eine Liste mit fünf Tipps für gesunde Ernährung.“ Follow-Up: „Kannst du bitte mehr Details zu Tipp 3 geben?“
5. Klarer Kontext, klare Rolle und Zielgruppe für präzise Ergebnisse
Um die KI zielgerichtet zu steuern, sind Kontext, Rollenvergabe und eine klare Definition der Zielgruppe entscheidend. Ein präziser Kontext hilft der KI, Eingaben besser zu interpretieren und liefert genauere Ergebnisse.
Trenne Anweisungen und Kontext klar, etwa durch Symbole wie """ oder ###, diese Methode wird von OpenAI empfohlen (Best Practices for Prompt Engineering), oder führe die KI schrittweise durch „Priming“ an den gewünschten Kontext heran. So steuerst du gezielt, wie die KI deine Aufgabe interpretiert.
Zusätzlich kann es hilfreich sein, der KI eine Rolle zuzuweisen, um die Antworten zielgerichtet und spezifisch zu gestalten. Gib an, welche Perspektive das Modell einnehmen soll, z. B. als „Marketing-Experte“ oder „IT-Beraterin“. Dadurch kannst du Fachwissen, Tonalität und Stil gezielt steuern.
Schließlich spielt die Zielgruppe eine große Rolle. Definiere klar, für wen der Text gedacht ist – ob für Kinder, Laien oder Expert*innen. Dies beeinflusst die Wahl der Sprache, des Tonfalls und der Detailtiefe, um den Text optimal auf die Bedürfnisse der Lesenden anzupassen.
Beispiel (ohne Kontext): „Schreibe einen Artikel über KI."
Beispiel (mit Kontext): „Schreibe einen Artikel über die Anwendungsmöglichkeiten von KI im deutschen Mittelstand, für Führungskräfte.“
6. Ausgabeformat und Länge
Sage der KI genau, was du brauchst: Wie lang soll der Text sein? Soll er übersichtlich mit Überschriften, Aufzählungen oder in Fließtextform strukturiert sein? Möchtest du eine bestimmte Tonalität für deine Zielgruppe? Je klarer du bist, desto besser wird das Ergebnis. Also: „Erstelle mir eine kurze, stichpunktartige Zusammenfassung“ oder „Schreibe einen 500-Wörter-Artikel mit Zwischenüberschriften und Details.“
7. Formatierung deines Prompts
Wie du schreibst, ist genauso wichtig wie das, was du schreibst. Halte deinen Prompt klar, präzise und positiv. Füllwörter wie „eigentlich“ oder „vielleicht“? Weg damit! Die KI braucht klare Anweisungen, keine Umgangssprache. Überlege auch den zeitlichen Kontext: „Betrachte aktuelle Trends“ liefert andere Ergebnisse als „Zeige Lösungen aus der Vergangenheit.“ Sei konkret und strukturiere deinen Prompt ordentlich – die KI wird’s dir danken!
8. Sag, was NICHT gemacht werden soll
Um der KI zu sagen, was man nicht haben möchte, muss man unter Umständen etwas in die Trickkiste greifen. Es verleitet zwar, einfach zu schreiben „Verwende keine Fachbegriffe“, das führt aber nicht immer zum Erfolg. Im Gegenteil, manchmal erhält man sogar genau das, was man eigentlich ausschließen wollte.
Deshalb sollte die Formulierung ohne Verneinungen in komplizierten Sätzen erfolgen. Ein Hinweis wie: „Schreibe in einfacher Sprache für Einsteiger.“ führt deshalb eher zum Ziel.
9. Nutze Chain of Thought (CoT) Prompting
Bringe die KI zum „Nachdenken“ – Schritt für Schritt! Mit Chain of Thought (CoT) kannst du komplexe Aufgaben vereinfachen, indem du die Lösung in Teilschritte zerlegst. Das hilft der KI, systematisch vorzugehen:
• Zerlege das Problem: „Löse die Aufgabe Schritt für Schritt.“
• Beispiele geben: Zeig dem Modell, wie der Denkprozess aussehen soll.
So erhältst du präzisere und logischere Antworten, besonders bei anspruchsvollen Aufgaben. Bei kleineren Modellen könnte es allerdings manchmal die Leistung beeinträchtigen – also ausprobieren!
10. Schreibe im Stil von…
„Schreibe wie Shakespeare“ klingt lustig, ist aber selten alltagstauglich. Effektiver ist es, der KI deinen eigenen Stil beizubringen. Lade Beispiele hoch oder verweise auf vorherige Texte, und sag: „Schreibe im Stil meiner bisherigen Blogartikel“ oder „Nutze meinen Ton aus diesem Gespräch.“ Das spart Zeit und macht das Ergebnis persönlicher. Achtung, dadurch stellst du natürlich der KI deine Daten zum Training zur Verfügung. Verwende diesen Punkt also nur, wenn du das auch möchtest.
11. Nutze Plugins
Keine Lust, alles manuell zu machen? Kein Problem! Es gibt zahlreiche Plugins und Tools, die dir beim Prompting helfen. Egal, ob du Bilder erstellst, Texte optimierst oder Ideen brainstormst – du kannst die KI sogar fragen, wie dein Prompt verbessert werden kann. Für Bilder kannst du z. B. Prompto verwenden, wenn es ein Text werden soll, kann dich https://deinkikompass.de/prompt-generator ganz gut unterstützen, und wenn du noch gar nicht weißt wo du hin willst und nur ein paar Stichworte hast, kann dir https://www.prompt-creator.ai/ den ersten Schritt abnehmen. Einfach loslegen, experimentieren und die besten Plugins für dich finden. So geht’s schneller und einfacher!
Beim Entwickeln von Prompts kommt es – wie bei der Auswahl der KI – stark auf den Anwendungsfall an. Generell habe ich gute Erfahrungen mit einer Kombination aus einem One-Shot-Prompt, gefolgt von Follow-Up-Prompts, gemacht. Wird es komplexer, etwa beim Refaktorisieren von Code, setze ich zusätzlich die Chain of Thought ein, um bessere Lösungen zu erhalten.
Es ist aber immer von Vorteil, verschiedene Techniken zu kennen und zu wissen, welche man ausprobieren kann, um das gewünschte Ziel zu erreichen. Daher hoffe ich, dass dir die Tipps und Beispiele weiterhelfen, das Prompt Design für dich einfacher und effizienter zu gestalten. Und denk daran: Experimentieren gehört dazu – aber mit klaren Regeln und Zielen kannst du Zeit sparen und bessere Ergebnisse erzielen.
Foto: Freepik
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Über den Autor
Michael Binder
Developer
Michael ist Applikationsentwickler und als Certified Integrator spezialisiert auf TYPO3. Seit längerem beschäftigt er sich aktiv mit den vielfältigen Möglichkeiten und Risiken generativer KI.