Fokus UX bei der Smashing Conference 2018
Vom 10. bis 11. September besuchte ich ein weiteres Mal die Smashing Conference in Freiburg. Das Konzept der Smashing Conference richtet sich an „web people“, wie der Initiator Vitaly Friedman (@smashingmag) es so schön formulierte. So trafen sich ca. 400 Webschaffende aller Disziplinen im schönen historischen Kaufhaus nahe dem Freiburger Münster, um Einblicke und Hilfestellung zu erhalten oder Kontakte zu knüpfen. Denn darauf ist die Konferenz ausgelegt - Wissen und Erkenntnisse teilen, den Horizont erweitern, Trends identifizieren.
It's (mostly) all about UX
Beim Sichten des Lineups wird schnell deutlich, dass UX das Oberthema war. Denn eines ist inzwischen allen Webschaffenden und deren Arbeitgebern und Auftraggebern klar: User Experience ist nicht mehr nur ein „schönes Design“ oder eine „toll animierte Navigation“. Wer gute Websites und Applikationen bauen will, muss in vielen Bereichen über Expertenwissen bzw. über ein Experten-Team verfügen. Diese Notwendigkeit spiegelte sich in diesem Jahr deutlich in den Vorträgen wider.
Gute Performance = gute UX
Viele der Vorträge behandelten im Kern das Thema Performance. Ruckelnde Interfaces oder Wartezeiten bei großen Datenmengen sind für alle Internetnutzer unerträglich. Doch welche Techniken gibt es, um eine gute Performance zu gewährleisten? Grundvoraussetzung dafür und für eine gute User Experience ist die Erfassung von Daten. Tammy Everts (@tameverts) von SpeedCurve gab einen Einblick in deren Auswertung, die Schlüsse, die daraus zu ziehen sind und die Methoden, die uns helfen sollen, die Performance im Auge zu behalten und zu verbessern.
Ian Feather (@ianfeather) präsentierte seine Arbeit bei BuzzFeed, einem hochfrequentierten Medienportal mit ca. 150 Millionen Usern im Monat. Er zeigte auf, wie man trotz eines komplexen Geflechts aus eigenen Inhalten, CDNs und diversen Third-Party-Scripts ein Konstrukt auf die Beine stellt, das auch im Fall technischer und menschlicher Fehler ein Mindestmaß an Funktionalität/UX bietet. Regelmäßige „Post Mortems“ nach Ausfällen und „Fire Drills“ sowie „Chaos Testing“ sollen das Entwicklerteam auf potenzielle Probleme vorbereiten und richtig reagieren helfen.
Dass Third-Party-Inhalte einen negativen Einfluss auf die Performance einer Website haben oder diese sogar völlig blockieren können, erleben wir fast täglich. Nun sind viele Websites aus verschiedenen Gründen wie Werbung, Tracking oder Inhalt schlichtweg darauf angewiesen, Third-Party-Content die Türen zu öffnen. Die immer weitere Verbreitung von Ad-Blockern zeigt aber, dass ein generelles Ungleichgewicht vorliegt und die Nutzer „die Nase voll haben“. Es gilt also, ein für Websitenutzer wie -betreiber verträgliches Gleichgewicht zwischen Third-Party-Content und dem Inhalt herzustellen, den die Nutzer eigentlich sehen wollen. Welche ersten Schritte man in diese Richtung gehen kann, verdeutlichte Yoav Weiss (@yoavweiss) von Akamai.
Gute Texte = gute UX
Neben der Performance tragen aber auch andere Faktoren zu einer guten User Experience bei. Andrea Drugay (@andreadrugay) von Dropbox machte deutlich, dass schlecht getextete Websites und Interaktionen nicht nur Unmut oder Frustration hervorrufen, sondern im schlimmsten Fall einen Vertrauensverlust und nachhaltigen Schaden an der Markenwahrnehmung bedeuten. Das Prinzip des UX Writing sollte möglichst früh in den Designprozess integriert und damit vom Start weg eine einheitliche, einfache und eindeutige Sprache genutzt werden.
Gutes Gewissen ;-) = gute UX
Zu meinen Highlights auf der Smashing Conference zählte der Vortrag von Morten Rand-Hendriksen (@mor10) zum Thema "ETHICS IN DESIGN AND TECHNOLOGY". Das Internet mit seinem enorm schnellen Fortschritt schafft ständig neue Möglichkeiten, Inhalte und Technologien. Dinge, die nicht immer zu Gunsten des Users genutzt werden. Technologien wie Gesichtserkennung, 3D-Printing, Health Tracking oder Audio- und Videomanipulation bieten zwar für die Masse der Nutzer einen Mehrwert. Sie können aber auch Schaden zufügen. Deshalb sollte jeder Designer seine Produkte auch auf moralischer Ebene hinterfragen und Zweifel auch seinen Auftraggebern kommunizieren. Morten Rand-Hendriksen fordert die Ausarbeitung eines „Hippokratischen Eids“ für Designer. Dieser soll ein Bewusstsein für ethische Entscheidungen schaffen und als Basis für gestalterische wie konzeptionelle Entscheidungen dienen.
Wenn man hier noch den Vortrag von Trine Falbe (@trinefalbe) zum Thema „Designing for Kids“ hinzuzieht, wird einem aufs Neue bewusst, wie komplex, irreführend und teilweise manipulativ sich das Internet gestaltet. Ein Punkt, an dem es anzusetzen gilt. Glücklicherweise bietet die Position als Designer die Möglichkeit, dies zu tun.
Gute Organisation = gute UX
Abschließend lässt sich sagen, dass die Smashing Conference ihre Besucher sehr gut umsorgt. Alles ist bestens organisiert und bedacht. Auch diesmal habe ich Freiburg mit einem positiven Impuls und dem einen oder anderen „Wissens-Goodie“ verlassen. Wissen, das ich in unsere Prozesse integrieren und an mein Team weitergeben kann.