Wachstum und Wandel - UEBERBIT bei der DrupalCon Vienna 2017
In Wien traf sich vom 26. - 29. September die Drupal-Community zur DrupalCon Europe. UEBERBIT war mit Dirk Schmidt und mir, Benjamin Krosse, vor Ort. Etwas wurde direkt zur Eröffnung deutlich gemacht: Drupal wächst und verändert sich.
Die DrupalCon Wien fiel mit etwa 1600 Teilnehmer(inne)n zwar etwas kleiner aus als ihre direkte Vorgängerin in Dublin mit 1800 Teilnehmer(inne)n, stand ihr aber in Sachen Professionalität in nichts nach. Mit der Messe Wien wurde eine angemessene Location gefunden, die dem hohen Anspruch in jeder Hinsicht gerecht wurde. Auch die Sessions hatten einen gewohnt hohen Standard, waren durch die Bank sehr professionell und deckten ein breites Spektrum an Themengebieten ab.
Wachstum
Gleich zu Beginn sprach Drupal-Erfinder Dries Buytaert in seiner Driesnote über das Wachstum, das Drupal in allen wichtigen Bereichen verzeichnen konnte:
- Es wurden 22 % mehr Issues und Bugs geschlossen und gefixt.
- Die Anzahl der Individual-Contributer ist um 28 % gestiegen.
- 26 % mehr Unternehmen steuern zum Code bei.
- Die Anzahl stabiler Drupal-8-Module hat sich mehr als verdoppelt.
- Die Teilnehmerzahlen an DrupalCamps steigen seit Jahren stetig.
Auf der Unternehmensseite wurde von Acquia eine Umfrage durchgeführt an der 239 Drupal-Agenturen teilgenommen haben. Daraus ergaben sich folgende Zahlen:
- Bei 48 % der Agenturen ist der Umsatz mit Drupal-Projekten gestiegen.
- Der durchschnittliche Projektumfang ist bei 47 % der Agenturen gestiegen.
- 63 % der Agenturen setzen bei neuen Projekten hauptsächlich oder ausschließlich auf Drupal 8.
Diese Zahlen zeigen den direkten Vergleich der Jahre 2016/2017. Doch was sagen sie uns? Augenscheinlich steht es gut um Drupal. Der neue Releasezyklus scheint dem Projekt gut zu tun, ebenso wie die laufende Integration wichtiger Contrib-Module in den Core. Doch besonders die Steigerung des Projektumfangs zeigt dass Drupal 8 im Enterprise-Bereich angekommen ist.
Wandel
Eine der interessantesten Zahlen oben ist das Wachstum bei der Projektgröße. Dies veranschaulicht etwas, das wichtig ist für die weitere Entwicklung von Drupal und Akzeptanz von Open Source in Unternehmen. Das Einsatzgebiet von Drupal liegt nicht länger in kleinen Blogs oder Portfolioseiten. Viel wichtiger sind Multisite-Plattformen, Omni-Channel-Websites oder Community-Lösungen mit einer hohen Reichweite.
Schon letztes Jahr wurde deutlich, dass sich Drupal von einem Content-Management-System zur Darstellung einer Website zu einem Content-Framework wandeln wird. Der Inhalt wird in Drupal verwaltet und u.a. auch per Website ausgegeben, allerdings müssen neue Schnittstellen und Technologien wie Augmented Reality oder Sprachassistenten immer mehr berücksichtigt werden. Für mich ist das, sowohl aus Entwickler-, als auch aus Nutzer-Sicht, die interessanteste Entwicklung der letzten Jahre. Auch Acquia sieht das so und bezeichnet diesen Vorgang als „Decoupled Drupal“ und die große Herausforderung für die nächsten zehn Jahre.
Doch trotz all dieser positiven Entwicklungen und spannenden Neuerungen ist die Teilnehmerzahl der DrupalCon gesunken. Es wurde sogar eine drastische Entscheidung getroffen: Die DrupalCon 2017 in Wien war die letzte DrupalCon Europe in diesem Format.
Die Gründe hierfür sind vielfältig und liegen ironischerweise zum Teil auch in der guten Aufstellung von Drupal und der Community. Viele Entwickler kamen zu Drupal ab Version 6 oder 7. Zu diesem Zeitpunkt stand ein Großteil der Infrastruktur bereits. Der Code of Conduct war geschrieben, und auch innerhalb der Community waren die Strukturen gut ausgearbeitet. Drupal selbst war ausgereift und hat sehr gut funktioniert. Als Neuling hat man sich quasi in ein „gemachtes Bett“ gelegt, im positiven Sinne. Doch nichts ist beständiger als der Wandel, besonders bei einem so starken Wachstum. Und so müssen von Zeit zu Zeit Änderungen erfolgen.
Die erste Reaktion der Community und besonders der Community-Manager auf diese Entscheidung war so einfach wie bemerkenswert: Was können wir an Stelle der DrupalCon 2018 auf die Beine stellen? Und das ist es was ich an der Drupal-Community so schätze. Es wurde nicht vorrangig nach Schuldigen oder Fehlern in der Vergangenheit gesucht, sondern direkt nach einer Lösung für die Zukunft gesucht. Die Community-Manager nahmen der Drupal-Association die Planung für ein Event 2018 ab, sodass diese sich voll und ganz auf die Neuaufstellung der DrupalCon Europe für 2019 konzentrieren kann.
Zertifizierungen
Auch dieses Jahr hat Acquia wieder Zertifizierungen auf der DrupalCon angeboten, und UEBERBIT hat die Möglichkeit wahrgenommen. Zwar gab es dieses Mal keine kostenlose Wiederholung, aber die war auch nicht nötig, denn beide Entwickler haben Zertifizierung bestanden.
- Dirk Schmidt: Acquia Certified Developer Drupal 8
- Benjamin Krosse: Acquia Certified Developer Drupal 7
Fazit
Wie auch im letzten Jahr war die DrupalCon ein grandioses Event mit viel vermitteltem Wissen, interessanten Leuten und auch einer Menge Spaß. Ich bin sehr gespannt auf die weiteren Entwicklungen - die Alternativ-DrupalCon der Community-Manager in 2018 und die neue DrupalCon Europe in 2019. Und wie immer gilt: Auch als Nicht-Entwickler kann man etwas beitragen: Sessions halten, Inhalte übersetzen, helfen, Events zu organisieren oder auch eine Kaffeepause sponsoren. Man muss lediglich sich und der Community die berühmte Frage stellen: „How can I help?“