SmashingConf 2023
Los gehts
Unser gesamtes UX-Design Team besuchte die SmashingConf. Am vergangenen Montag ging es früh (eigentlich viel zu früh) mit dem ICE nach Freiburg. Aber es hat sich gelohnt! Uns erwarteten zwei Tage voller Input rund um das Thema Web. Die Themen der diesjährigen SmashingConf im Historischen Kaufhaus waren Barrierefreiheit, CSS, JavaScript, Web-Performance, Design, UX, Designsysteme, Diversity und Accessibility. In insgesamt zwölf spannenden Talks wurden diese Themen aus der Sicht von DesignerInnen und EntwicklerInnen aus der ganzen Welt beleuchtet.
Vitaly Friedman eröffnete die Konferenz traditionell mit (nach eigener Aussage) schlechten Witzen und stellte seine Wurfkünste beim Verteilen von Schokolade an die KonferenzteilnehmerInnen unter Beweis. Anschließend ging es ans Eingemachte.
Tag 1
Amy Hupe und Slava Shestopalov eröffneten den Tag mit aktuellen Themen. Sie stellten fest, dass echte Diversity nur in diversen Teams umgesetzt werden kann. Außerdem berichteten sie wie u. a. beim Accessibility Testing via Videotelefonie Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen das nötige Feedback liefern, um digitale Angebote für alle nutzbar und zugänglich zu machen.
Weiter ging es mit der Erkundung der komplexen Zusammenhänge zwischen Prozessen, Designteams und Designsystemen sowie einem Deep Dive in Modern Web Debugging. Ein Showcase über das Redesign der Shopify UI und ein spannender Einblick in die Welt des AI-Designs bildeten schließlich den gelungenen Abschluss des ersten Konferenztages.
Maggie Appleton ist eine britische Designerin, Anthropologin und Entwicklerin. Sie kommt ursprünglich aus London, besuchte aber internationale Schulen in mehreren asiatischen Ländern. Nach einer Karriere bei verschiedenen Bildungs- und Open-Source-Initiativen leitet sie jetzt das Design bei Elicit, einem AI-Research-Unternehmen.
In ihrem Beitrag betonte Maggie Appleton , wie wichtig es ist, ein Gleichgewicht zwischen Unordnung/Chaos und Struktur herzustellen und aufrechtzuerhalten. Laut Maggie Appleton sollte ChatGPT nicht als eine abgeschlossene Erfindung, sondern eher als eine menschengeschaffene, lernfähige Kreatur betrachtet werden – daher der Vergleich mit dem oktopusähnlichen Monsterwesen Shoggoth aus der Cthulu-Sage – allerdings nicht mit menschenähnlicher Intelligenz, sondern eher mit der einer pflanzenähnlichen Lebensform.
Maggie Appletons Ansatz erscheint auf den ersten Blick vielleicht unkonventionell, doch er ermöglicht uns, ChatGPT auf eine menschlichere und zugleich nützlichere Art und Weise einzusetzen. Wenn wir ChatGPT als eine künstliche Kreatur ansehen, die lernen und sich entwickeln kann, müssen wir uns fragen, wie wir sie am besten unterstützen können, um bessere Ergebnisse zu erzielen – hierfür schlägt Maggie Appleton schlichtweg die Erziehung des Systems vor. Ähnlich wie bei der Erziehung eines Tieres können wir positive Verstärkung nutzen, um die Fähigkeiten von ChatGPT zu fördern. Zum Beispiel könnten wir unsere Interaktionen mit ChatGPT mit Komplimenten beginnen. Indem wir sagen, "Du arbeitest immer sachlich und kundenorientiert" oder "Du belegst deine Aussagen immer mit wissenschaftlichen Quellen", geben wir ChatGPT ein Feedback, das es dazu ermutigt, genau das zu tun, ohne starke Einschränkungen zu formulieren.
Das Finden dieses Gleichgewichts ist eine Herausforderung, die wir angehen müssen, um ChatGPT effektiv nutzen zu können. Indem wir klare Erwartungen setzen und gleichzeitig Raum für Wachstum und Entwicklung lassen, können wir sicherstellen, dass ChatGPT in der Lage ist, qualitativ hochwertige und vielfältige Inhalte zu generieren. Wenn wir diese Balance zwischen Unordnung und Struktur finden, können wir die Zukunft der Mensch-Maschine-Interaktion in spannende und produktive Richtungen lenken.
Tag 2
Etwas technischer wurde es dann am zweiten Tag, der uns neue Einblicke in die Themen Web Components, Java Script und die Funktionsweise von Containern vermittelte. Neben dem Talk über Designing with AI vom Vortag werden uns wahrscheinlich die für uns besonders greifbaren Talks Designing Beyond Breakpoints und Better Type for the Web in sehr guter Erinnerung bleiben. Den Abschluss der ohnehin offenen, freundlichen und stets respektvollen Konferenz bildete ein Talk über Safe and Inclusive Feedback.
Christine Vallaure – Design Beyond Breakpoints
Den zweiten Talk am zweiten Tag der SmashingConf hielt Christine Vallaure, die Gründerin einer UX-/UI-Design- und Figma-Lernplattform. Nachdem sie jahrelang für führende Marken, Agenturen und Start-ups auf der ganzen Welt gearbeitet hat, lebt sie derzeit in Madrid. Von dort aus gibt sie ihr Fachwissen im Bereich Web- und App-Design weiter. Insbesondere hat sie sich dabei auf die Schnittstelle zwischen Design und Technologie spezialisiert.
Unter dem Motto “Wenn Designer und Entwickler sich nur besser verstehen würden!” führte die Designerin in beide Welten ein. Neben CSS-Themen wie Media Queries und neuen Ansätzen wie den Container Queries für responsives Webdesign nahm sie auch die neuesten Updates der Webdesign-Software Figma unter die Lupe. Gerade durch die neuen Möglichkeiten in Figma wird es den DesignerInnen deutlich erleichtert, die CSS-Fortschritte zu verstehen und diese bereits im Design zu berücksichtigen. Mit Hilfe von Variablen, Collections, Booleans sowie minimaler und maximaler Breite und vielen weiteren Funktionen können so bereits im Design Grundsteine gelegt werden, die der Entwicklung die Umsetzung erleichtern.
Anhand anschaulicher Beispiele zeigte Vallaure direkt in Figma die Möglichkeiten der Designsoftware auf und erläuterte, wie diese zum Testen von Designs und zur Unterstützung der Entwicklung eingesetzt werden kann. Sie machte zudem klar, dass durch solche modernen Werkzeuge das Verständnis zwischen DesignerInnen und EntwicklerInnen gefördert wird. Außerdem ist es besonders wichtig, dass beide Seiten die Werkzeuge des jeweils anderen verstehen. Auch die Kommunikation zwischen beiden Seiten nach der grundlegenden Design- und Testphase sowie das abschließende Dokumentieren der Ergebnisse unterstützt die Zusammenarbeit zwischen Design und Entwicklung enorm. Denn so kann ein konstruktiver Dialog geführt werden und “Design und Entwicklung können zusammen perfekt sein!”.
Elliot Jay Stocks - Better Type For The Web
Nach dem wohl verdienten Lunchbreak widmeten wir uns dem Vortrag von Elliot Jay Stocks zu “Better type for the web”. Elliot blickt auf eine 18-jährige Designkarriere zurück und arbeitete zuletzt mit Google an der Typografie-Schulungsressource “Google Fonts Knowledge”.
In seinem Vortrag erläuterte Elliot diverse Möglichkeiten, wie DesignerInnen Textinhalte für NutzerInnen noch besser konsumierbar machen können. Dabei standen besonders Funktionen im Fokus, die durch OpenType-Schriften nutzbar sind. So bieten einige Schriften z. B. die Möglichkeit, die Schriftstärke variabel zu wählen oder durch eine Anpassung der optischen Größe ein besseres Schriftbild im Darkmode zu erzielen. Funktionalitäten wie “Fluid Font Sizing” ermöglichen es uns, die Schriftgröße automatisch an verschiedene Endgeräte anzupassen und unschöne Edgecases zu vermeiden.
Abschließend stellte Elliot eine Checkliste zur Unterstüzung bei der Auswahl von Webfonts vor. Hat man eine Schrift mit den geforderten Anforderungen und Funktionalitäten gefunden, steht einer optimalen Lesbarkeit und exzellentem Design nichts mehr im Weg.
Fazit
Die zwei sehr gut organisierten Tage der SmashingConf waren für uns nicht nur eine interessante Fortbildung, sondern auch ein tolles Event, das uns als Team noch enger zusammengeschweißt hat.
Mit einem Crêpe in der Hand und mit einer Menge praktischer Learnings für unseren zukünftigen Arbeitsalltag kehrten wir etwas erschöpft, aber auch sehr zufrieden nach Mannheim zurück. 🥞